Zu fein für die „Drecksarbeit“? Warum das Handwerk an Renommee verloren hat
Die wichtigsten Berufe erfreuen sich meist keiner großen gesellschaftlichen Wertschätzung. Dieses Phänomen ist in vielen Bereichen beobachtbar und zieht sich von der Altenpflegerin über die Krankenschwester bis hin zur Erzieherin.
Doch auch das Handwerk ist betroffen. Das Problem der mangelnden Wertschätzung im Handwerk ist jedoch komplex. Nur mit dem Finger zu zeigen und anderen die Schuld zuzuweisen, ist daher zu kurz gegriffen. Wertschätzung besteht (oder, wie in diesem Fall: fehlt) auf mehreren Ebenen, auch bei uns selbst. Wir wollen die Sache daher aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.
Fall 1: „Junge, du willst Handwerker werden? Mach lieber was aus deinem Leben und geh studieren!“
Diese Situation hat sicher jeder einmal erlebt oder beobachtet. Beschließt ein Jugendlicher nach der Schule, einen Handwerksberuf zu erlernen, so heißen nur die wenigsten Eltern diese Entscheidung willkommen. Ein Handwerksberuf wird heutzutage noch immer als „Bildungsabstieg“ und somit als wenig erstrebenswert angesehen. Vielmehr solle das Kind doch studieren, etwas aus sich machen, Akademiker werden und das „große Geld“ verdienen. Und dies, obwohl der „einfache“ Dachdecker später meist mehr Lohn nach Hause bringt als der studierte Architekt, ganz zu schweigen von Handwerkern, die ihre eigenen erfolgreichen Betriebe führen. Spätestens beim Hausbau merkt der Akademiker dann, dass er in seinem Studium nicht gelernt hat, wie die „Drecksarbeit“ tatsächlich erledigt wird. Hilfe muss her – vom Heizungsinstallateur, Fliesenleger etc.
Fall 2: Der Spitzenverdiener stellt Billigarbeitskräfte zum Renovieren seines Penthouses ein
Ebenfalls oft zu beobachten ist folgende Situation: Ein Spitzenverdiener, lassen wir es einen Arzt sein, möchte auf der einen Seite gutes Geld verdienen und einen seiner Arbeit angemessenen Lohn erhalten. Er kauft sich von seinem hartverdienten Geld eine überteuerte Wohnung in Stuttgart, ist jedoch nicht bereit, Geld für regionale Handwerker auf seiner privaten Baustelle auszugeben. Stattdessen stellt er Billigarbeitskräfte ein, wenn es sein muss sogar schwarz, die ihre Arbeit aber bitte ordentlich und zuverlässig erledigen sollen.
Beispiele wie dieses ziehen sich durch die gesamte Gesellschaft und sind keinesfalls nur ein Problem der oberen Zehntausend, sondern machen auch bei unsereins keinen Halt. So zahlen Mittelstandsfamilien hohe Summen für den neuesten Thermomix, für regionale und ökologische Lebensmittel ist aber kein Geld da. Oder noch populärer: ein überteuertes Smartphone jenseits der 1.000-Euro-Marke kaufen, aber eine Billighülle aus China ordern.
Fall 3: Der Bauherr ärgert sich über die schlechte Ausführung der Leistung und über die mangelnde Wertschätzung seines Geldes
Dieser Fall schließt sich unmittelbar an die zuvor beschriebene Situation an. Wir sind nur selten bereit, das zu zahlen, was das Produkt tatsächlich wert ist, und erhalten – oh Wunder – leider auch eine schlechte Leistung. Wir ärgern uns über den Pfusch des Fliesenlegers, über die schlechte Qualität der Lebensmittel aus den Discountern oder über die miserable Verarbeitung der Handyhülle aus China und stellen fest: Wer billig kauft, kauft zweimal. Gleichzeitig fühlen auch wir uns (zurecht!) betrogen, da der Wert unseres Geldes von Seiten des Dienstleisters nicht wertgeschätzt wird. Nicht selten ist das hart verdiente Geld aus dem Fenster geschmissen und wir sind erst recht nicht mehr dazu bereit, tief in die Tasche zu greifen. Ein Teufelskreis entsteht.
Nabelschau und Selbstreflexion
Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen und jeder einzelne von uns erkennt sich vermutlich in dem einen oder anderen Punkt wieder, ohne es bewusst zu tun oder gar böse zu meinen. Womöglich zählen wir selbst sogar zu einer Berufsklasse, die wenig Wertschätzung erfährt, müssen unser Geld zusammenhalten, wo es geht, und machen an dem einen oder anderen Punkt eben Abstriche. Das ist auch in Ordnung und vollkommen menschlich.
Handwerk ist hochwertig und wichtig!
Wertschätzung ist eine individuelle Sache. Sie fängt bei jedem selbst an. Statt mit dem Finger auf andere zu zeigen, ist es vonnöten, seine innere Grundhaltung zu überdenken. Sind wir bereit für Dinge, die uns wichtig sind, einen fairen Preis zu bezahlen? Gleichzeitig sollten wir uns und unserer Leistung selbst entsprechenden Wert zugestehen, sie dementsprechend präsentieren und verkaufen.
Für das Handwerk heißt das: Das Handwerk ist eben keine „Drecksarbeit“, sondern eine hochwertige und unheimlich wichtige Arbeit, ohne die wir heute nicht da ständen, wo wir sind, und ohne die Entwicklung nicht möglich wäre. Stehen wir dazu!
Wir bei den Dachfenster-Rettern legen sehr viel Wert auf gegenseitige Wertschätzung. Eine angemessene und gerechte Bezahlung unserer Mitarbeiter ist uns ebenso wichtig wie die zuverlässige und korrekte Ausführung unserer Leistung beim Kunden – zu einem fairen Preis für beide Seiten.
Im Einsatz für Ihre Dachfenster!
Veröffentlicht am: 18.02.2020